Wüste

shams.ch - Marokkoreisen

Hanane El Mazani

Städtli 14

4537 Wiedlisbach

info@shams.ch

Abenteuer 2024 - shams.ch

Agadir

Die dritte Rundreise führt uns in die Region Agadir. Über die Autobahn Richtung Agadir verlassen wir die Region Marrakech und verbringen zuerst ein paar Tage in Taroudannt und der Umgebung dort. Später fahren wir nach Taghazout und geniessen die Atlantikküste rund um Taghazout und Agadir. Bevor es dann schon wieder nach Marrakech geht, machen wir einen Abstecher nach Essaouira.

Diese Rundreise startet am Samstag, 1. Juni 2024 und dauert rund zwei Wochen. Die zweite Hälfte Juni verbringen wir voraussichtlich in Attaouia und Marrakech. Mit dem "Fête du Mouton", dem höchsten islamischen Opferfest und dem Geburtstagsfest für unsere Tochter Alya stehen zwei wichtige Festivitäten auf dem Programm.



70. Tag - 1. Juni 2024 | Attaouia - Marrakech

Ich – der mit Benzin im Blut – bin knapp 100 Stunden nicht Auto gefahren. Das braucht jeweils ein paar Minuten Konzentration, bis wieder alle Autosinne hochgefahren sind. Wir starten die dritte Rundreise gemütlich und fahren heute nur von Attaouia nach Marrakech.

Nach einer Stunde Autofahrt kommen wir in die Vororte von Marrakech. Spätesten jetzt sind alle Autosinne hochgefahren. Auch den Gran Turismo Modus habe ich eingeschaltet und schlängle mich durch die Autos, Taxis, Busse, Mopeds und all die anderen Verkehrsteilnehmer. Man darf sich nicht aufregen hier im Verkehr, denn alles ist ein bisschen anders! Hier steht nicht Auto hinter Auto an der Ampel, sondern es kann schon einmal vorkommen, dass bei drei Spuren an der Ampel, fünf Autos nebeneinanderstehen. Jeder probiert seine Schnauze noch ein bisschen weiter nach vorne zu drücken, damit er dann der Erste ist, wenn es auf Grün wechselt. Ein weiteres Phänomen hier ist, bei Rot immer weiter nach vorne drängeln. Wenn die Ampel aber auf Grün wechselt, müssen alle hinteren Verkehrsteilnehmer hupen, weil die Vordersten nicht sehen, dass Grün geworden ist. Aufregen sinnlos – für sich den Kopf schütteln und die Regeln so spielen, wie es das Spiel verlangt, dann hat man am meisten Spass beim Autofahren in Marrakech.

Wir besuchen die mögliche Location für das Geburtstagsfest von Alya; ein Funpark. Die haben als Dekoration im Restaurant ein sozusagen marokkanisches Memory aufgehängt mit Tajine-Tellern an der einen Wand und den Tajine-Deckeln an der anderen Wand.

Funpark Marrakech Tajine-Teller Tajine-Deckel


71. Tag - 2. Juni 2024 | Marrakech - Taroudannt

Seit mehr als einem Monat wieder einmal auf einer Autobahn. Während 188km fahre ich die meiste Zeit mit Tempomat, denn es herrscht fast kein Verkehr auf der Autobahn von Marrakech Richtung Agadir. 30km vor Agadir verlassen wir die Autobahn und fahren noch 50km in östlicher Richtung bis nach Taroudannt, wo wir die nächsten Tage verbringen.

In Taroudannt können wir in der Wohnung eines Bekannten von Hanane übernachten. Die Temperaturen sind merklich tiefer als in Marrakech und Attaouia. Beim Nachtessen draussen herrscht eine kühle Brise und T-Shirt und kurze Hosen sind seit langem fast zu wenig Kleidung.



72. Tag - 3. Juni 2024 | Taroudannt

Nach dem Ausschlafen müssen wir seit langem wieder einmal selbst Frühstück machen; bis anhin konnten wir uns immer einfach hinsetzen. Das wird auch in den nächsten 10 Tagen nicht anders sein, da wir in Wohnungen nächtigen.

Am Nachmittag erkunden wird die Medina von Taroudannt zu Fuss; mittels Google Maps funktioniert das ganz gut. Die Souks bieten wie in anderen Städten allerlei Handwerk, Lebensmittel, Lederwaren, Kleider, u.v.m. an.

Zum Nachtessen fahren wir mit der Kutsche zu einem Restaurant neben dem Bab El Kasbah. Das ist das Hauptstadttor von den fünf ursprünglichen Stadttoren welche Taroudannt besitzt. Die Stadtmauer ist rund 8km lang und wird von 130 Türmen und 19 Eckbastionen markiert, welche durch einen Wehrgang miteinander verbunden sind. In der Medina sind die Kutschen ein praktisches Verkehrsmittel, darum lassen wir uns so durch Taroudannt chauffieren.

Taroudannt Taroudannt Taroudannt Taroudannt Taroudannt Taroudannt


73. Tag - 4. Juni 2024 | Taroudannt

Der heutige Tagesausflug führt uns nach Tiout, rund eine halbe Stunde von Taroudannt entfernt. Unterwegs sehen wir hunderte Arganbäume, auch Arganien genannt, die in dieser Region sehr verbreitet sind. Auf einer Arganie sehen wir Ziegen, welche die Blätter vom Baum fressen. Foto habe ich keins gemacht, aber vor ein paar Jahren habe ich nahe Essaouira Ziegen auf einer Arganie fotografiert. Aus den Arganfrüchten gewinnt man in Marokko seit Jahrhunderten Arganöl. Zusammen mit Mandeln und Honig wird in Marokko ein leckerer Brotaufstrich, das sogenannte Amlou produziert.

Zuerst fahren wir zur alten Kasbah und überblicken von hier oben die Oase von Tiout. Schon nach kurzer Zeit kommt einer aus dem Nichts und dreht uns eine Runde Eselreiten in der Oase an. Da wir zwei Kinder dabeihaben und ich auch noch nie auf einem Esel geritten bin, lassen wir uns überreden und zahlen wohl heute ein paar Franken zu viel.

Mit dem Auto geht es runter neben die Oase und alsbald sitzen wir alle auf Eseln. Ich brauche eine Zeit, bis ich mich oben wohl fühle. Ist gar nicht so einfach so zu sitzen, dass man nicht runterfällt. Esel spielen in Marokko eine bedeutende Rolle, denn sie sind unverzichtbare Begleiter im Alltag vieler Menschen und tragen zur Lebensgrundlage und Kultur des Landes bei. Allerdings belasse ich es bei diesem einen Eselausritt, denn gemäss meinen Recherchen sollten Esel maximal 20% ihres Eigengewichtes tragen…

Oase Tiout Oase Tiout Oase Tiout Oase Tiout Oase Tiout


74. Tag - 5. Juni 2024 | Taroudannt

Eine Stadtrundfahrt durch Taroudannt mit der Kutsche gönnen wir uns heute. Alya und ihre Cousine nehmen wieder vorne Platz und wir beiden sitzen hinten. Wir fahren einmal um die Stadt. Mal sind wir ausserhalb der Stadtmauern, mal sind wir innerhalb der Stadtmauern. Ab und zu sieht man Schäden vom verheerenden Erdbeben im Jahr 2023, aber interessanterweise sind die Schäden meist an den neuen Mauern, welche die ursprünglichen Mauern aus dem 18. Jahrhundert ersetzen. Die ursprünglichen Mauern aus dem 18. Jahrhundert sind teilweise der Witterung der Jahrhunderte zum Opfer gefallen, aber nicht dem Erdbeben. Das zeigt, dass die Bauten aus dem 18. Jahrhundert stabiler sind als die Rekonstruktionsbauten aus der Neuzeit.

Nach der Stadtrundfahrt geht es nochmals auf den Souk. Hanane will Safran und Arganöl kaufen. Marokko ist bekannt für seine Köstlichkeiten, welche in jeder Region verschieden sind. In Taroudannt kaufen wir Safran aus dem 100km entfernten Taliouine und Arganöl, dessen Arganfrüchte aus Tiout stammen und in Taroudannt zu Arganöl verarbeitet werden. Der Verkäufer hat sogar Olivenöl aus Attaouia im Angebot, denn die Region Attaouia ist bekannt für ihren Olivenanbau.

Am Abend essen wir wieder im Complexe El Kasbah und ich kann noch ein paar schöne Fotos machen vom Bab El Kasbah und der Umgebung, welche sich zwei Tagen zuvor nicht im Sonnenschein präsentierte.

Taroudannt Taroudannt Taroudannt Taroudannt Taroudannt Taroudannt Taroudannt Taroudannt Taroudannt Taroudannt


75. Tag - 6. Juni 2024 | Taroudannt

Heute ist wieder ein Tag mit administrativen Aufgaben, Planungen und Faulenzen. Trotzdem muss das Abendessen verdient sein, darum laufen wir einen Kilometer. Für den zweiten Kilometer nehmen wir die Kutsche. Den Rückweg von knapp zwei Kilometern treten wir zu Fuss an. Es werden schlussendlich ein paar hundert Meter mehr, denn auch in den Gassen von Taroudannt kann man sich verlaufen, da gewisse Gassen als Sackgassen enden und wir ein paarmal umdrehen müssen.

Mit ein paar Impressionen aus der Medina und einem Portrait der wohl schönsten Palme von Taroudannt beenden wir den Aufenthalt hier und fahren morgen weiter Richtung Agadir.

Taroudannt Taroudannt schönste Palme von Taroudannt


76. Tag - 7. Juni 2024 | Taroudannt - Taghazout

Der heutige Tag steht ganz im Zeichen von Fussball. In Agadir spielt die marokkanische Nationalmannschaft gegen Sambia. Es ist ein Gruppenspiel für die Qualifikation zur Fussballweltmeisterschaft 2026. Zufälligerweise übernachten wir nur 35km vom Stadion Adrar entfernt in Taghazout. Nicht erst seit dem 4. Platz an der WM in Katar oder der Vergabe der WM-Spiele für 2030 an Marokko ist Fussball ein wichtiger Bestandteil von Marokko, aber beide Ereignisse haben den Fussball sicherlich noch wichtiger gemacht fürs Land.

Wir fahren von Taroudannt nach Agadir und organisieren dort Tickets für den Match, welcher heute Abend stattfindet. Alles ganz anders als bei uns! Den Eingang muss man gemäss der Aufschrift auf dem Ticket wählen, denn es gibt drei verschiedene Preisklassen. Danach setzt man sich hin, wo man will, obschon die Tickets mit nummerierten Plätzen versehen sind. Ich als Schweizer, der geordnete und gesittete Abläufe kennt, bin ein bisschen verwirrt und erstaunt, aber es ist wirklich so. Das heisst wer als Erster irgendwo sitzt, der sitzt dann eben dort.

Dies mussten auch ein paar andere Nicht-Marokkaner erfahren, denn die suchten ihre Plätze und dort angekommen, waren die Stimmungsmacher mit ihren Pauken und sonstigen Instrumenten dort am Sitzen. Die beiden Parteien konnten sich schliesslich einigen…

Der Match zwischen Marokko und Sambia endete mit 2:1.

WM Quali Spiel Marokko vs Sambia in Agadir WM Quali Spiel Marokko vs Sambia in Agadir


77. Tag - 8. Juni 2024 | Taghazout

Unsere Unterkunft in Taghazout liegt nur ein paar Meter vom Meer entfernt. Wir haben für ein paar Tage ein Mobile Home gemietet. Nach dem gestrigen Fussballmatch sind wir erst sehr spät eingeschlafen und machen darum heute keine grossen Sprünge, sondern laufen ein paar hundert Meter bis an den Strand.

Für mich ist dieser Tag ein Tag voller Erinnerungen an die Kindheit. Vor 38 Jahren war ich in Italien und Spanien am Strand mit den gleichen Wellen und auch damals gab es Beignet-Verkäufer. Als Kind habe ich jeweils den ganzen Tag die Wellen genossen! Jetzt, so viele Jahre später fühlte ich mich fast wieder wie ein Kind! Herrlich das Meer, die Wellen, der Sand, die Sonne und die Beignets.

Bis die Flut den Sandstrand bis auf die letzten Zentimeter überschwemmt, bleiben wir am Meer. Auf dem Heimweg ins Mobile Home baden wir noch im Campingpool, um das Meerwasser und den letzten Sand zu entfernen. Strandferien pur!

Auch der Abend mit dem herrlichen Sonnenuntergang lässt mich in die Vergangenheit reisen. Ich war im Jahr 1996 auf der Insel Tioman in Malaysien und lernte damals, dass nach dem Untergang der Sonne das Farbenspiel des Sonnenunterganges erst richtig beginnt. So war es auch heute in Taghazout!

Mobil Home in Taghazout Aussicht vom Mobil Home in Taghazout Strand in Taghazout Sonnenuntergang in Taghazout Sonnenuntergang in Taghazout Sonnenuntergang in Taghazout


78. Tag - 9. Juni 2024 | Taghazout

Der Wind vertreibt die Lust aufs Baden im Atlantik, da es sich kühl anfühlt. Wir laufen barfuss den Strand von Imi Ouaddar rauf und wieder runter und gönnen uns auch heute ein Beignet.

Die Kinder reiten eine Runde Kamel und Pony am Strand.

Nach dem Abendessen fahren wir ins 30km entfernte Agadir und flanieren der Strandpromenade entlang.

Ein weiterer Ferientag am Meer geht zu Ende.

Strandspaziergang Pony- und Kamelreiten am Strand Sonnenuntergang


79. Tag - 10. Juni 2024 | Taghazout

Der Wind probiert uns schon wieder vom Wasser abzuhalten. Nach dem Ausschlafen, Frühstücken und Chillen gehen wir in den Aquapark, der mit unserem Camping zusammengehört. Es ist ein Aquapark für Kinder, aber Alya ist noch zu wenig begeistert von solchen Wasserrutschbahnen, darum sind wir zwei Stunden später wieder an unserem Hausstrand.

Inspiriert von all den Kasbahs in Marokko und den Festungsmauern von Taroudannt, baue ich eine rudimentäre Sandburg, deren Ziel es ist sich so lange wie möglich gegen die Fluten zu wehren. Klappt anfangs ganz gut aber mit jeder weiteren Welle steigt das Meer und setzt der Schutzmauer immer mehr zu, bis schlussendlich alles wieder als flacher Sand endet.

Auch heute dürfen wir einen wundervollen Sonnenuntergang geniessen.

Sand-Kasbah Sand-Kasbah Sand-Kasbah Sonnenuntergang in Taghazout Sonnenuntergang in Taghazout


80. Tag - 11. Juni 2024 | Taghazout

Der Wind ist wieder ständiger Begleiter. Nicht umsonst gibt es hier so viele Surfspots und Surfhostels. Das Wellenreiten gehört zu dieser Region wie die schönen Sonnenuntergänge.

Wir besuchen den Souk El Had, den grossen Markt von Agadir. Er ist einer der grössten urbanen Märkte Afrikas.

Auf dem Rückweg zu unserem Camping machen wir Halt im Dorf von Taghazout und finden einen Weg durch enge Gassen, welcher zum Meer führt. Das Dorf Taghazout entwickelt sich seit den 1990er Jahren zu einem Surf- und Badeort und hat dementsprechend viele Touristen.

Zurück beim Mobile Home wollen wir auf der Terrasse ein Zvieri einnehmen, müssen unser Vorhaben aber noch drinnen verlagern, da der Sand vom Strand vorbeigepeitscht wird. Erinnerungen an Merzouga werden geweckt...

Der heutige Sonnenuntergang ist weniger farbig, aber trotzdem schön.

Taghazout Sonnenuntergang in Taghazout


81. Tag - 12. Juni 2024 | Taghazout - Marrakech

Von Taghazout geht es in nördlicher Richtung der Küste entlang. Nach kurzer Zeit erreichen wir die Dünen von Timlaline und den kleinen Canyon. Herrliche Felsformationen sind sowohl im Canyon, neben den Dünen und auch neben dem Meer zu bestaunen. Eine kleine schöne Miniwüste, falls die Zeit für Merzouga oder Zagora nicht reicht oder man einen kleinen Vorgeschmack haben möchte.

Timlaline Canyon Timlaline Sand & Meer Timlaline Timlaline

Nach der Miniwüste fahren wir an den Strand von Imsouane, der vor allem bei Surfern beliebt ist. Auch hier finden sich herrliche Steinformationen.

Strand von Imsouane Strand von Imsouane

Nach den chilligen Tagen in Taghazout steht heute wieder einmal Abenteuer auf dem Programm. Mit Google Maps habe ich den Strand von Tililt gefunden. Drei Kilometer nördlich von diesem Strand gibt es eine natürliche Felsbrücke, welche weder touristisch noch durch Google Maps erschlossen ist. Nur mittels der Satellitenansicht, kann ich einen Weg erkennen, der rund 600m in die Nähe dieser Felsbrücke führt. Wir starten das Auto-Abenteuer und suchen nach dem Weg. Der erste Anlauf führt und bis zu einem Haus und dann ist fertig. Der zweite Anlauf endet auch neben einem im Bau stehenden Haus und ich begrabe mein Vorhaben schon fast, als ich «meine» Piste von Google Maps ein bisschen weiter unten erkenne. Handy zücken, GPS einschalten und den aktuellen Standort ermitteln. Wir müssen nur ein bisschen zurück, rund um die Mauer vom Haus fahren und dann sind wir richtig. Nicht allen Insassen in meinem Auto ist noch wohl, aber Abenteuer erlebt man nicht ohne Adrenalin!

Zuoberst am Hang steht ein kaputtes Auto, welches sich wohl überschlagen hat. Es dient mir als Mahnmal, nicht überheblich zu werden. Der Weg ist steinig und nicht ungefährlich, aber trotzdem kein Risiko. Ich fahre zu und steige ein paar Mal aus, um zuerst zu Fuss den Weg zu erkunden. Die Herausforderung besteht darin, dass ich den Weg so oder so nehmen muss bis zu einer Stelle, an der ich wenden könnte und diese Stelle existiert nur dort, wo wir sowieso hinwollen. Alle sind froh, als ich das Auto unten parkiere und wir zu Fuss zur Felsbrücke laufen. Der Wind schlägt uns Sand um die Ohren, aber wir lassen und nicht von unserem Ziel abbringen und werden schlussendlich mit einem schönen Kunstwerk der Natur belohnt.

Strand von Tililt Felsbrücke von Tililt Felsbrücke von Tililt Tililt

Der Rückweg ist nicht weniger anstrengend für mein Auto. Zwischenzeitlich laufen meine Passagiere, damit ich weniger Gewicht habe und ich mich besser konzentrieren kann in den steileren Passagen. Nach ein paar hundert Metern lade ich die Passagiere wieder ein und bald schon erreichen wir oberhalb der Küste erneut das Dorf Tililt. Alle sind glücklich über das Erlebnis und auch spürbar erleichtert wieder auf festem Boden fahren zu dürfen.

Rückfahrt von der Felsbrücke nach Tililt Rückfahrt von der Felsbrücke nach Tililt

Die Fahrt geht weiter in nördlicher Richtung bis Essaouira. Fangfrischer Fisch ist das heutige Nachtessen. Kurz nach der Dämmerung kommen wir sicher in Marrakech an.

fangfrischer Fisch in Essaouira


82. Tag - 13. Juni 2024 | Marrakech - Attaouia

Als Europäer bekommt man bei der Immigration einen Stempel in den Pass und kann sich danach 90 Tage in Marokko aufhalten. In der Schweiz haben wir auf der marokkanischen Botschaft mit mehreren Personen gesprochen, ob ich länger als drei Monate am Stück in Marokko bleiben kann. Das Unterfangen schien recht einfach zu sein, nämlich indem ich mich bei der Sûreté Nationale melde und eine Aufenthaltsgenehmigung ausstellen lasse.

Nach zig Telefonaten und dem Besuch der Sûreté Nationale in Marrakech hat sich herausgestellt, dass man eine Visumsverlängerung in Marokko nicht anbietet. Ich könne einfach länger im Land bleiben und kurz vor der Ausreise auf den Polizeiposten gehen, mein Vergehen melden und dann müsse ich beim Gericht eine Strafe bezahlen und alles sei dann okay zur Ausreise, so der Tenor. Ich will mich aber an die Gesetze halten, auch wenn man das nicht unbedingt müsste und möchte in den letzten Urlaubstagen nicht irgendwelchen Ämtern hinterherrennen, nur um mein Vergehen zu regeln!

Aus diesem Grund fasse ich die vermeintlich einfachste Variante ins Auge, nämlich aus Marokko ausreisen und wieder einreisen. Das macht man am einfachsten via Ceuta, der spanischen Exklave im Norden von Marokko. Ich war einen Kilometer neben Ceuta, aber leider damals rund zwei Wochen zu früh um ein genügend langes Touristenvisum in dem Pass gestempelt zu bekommen. Heisst insgesamt 1300km ungeplante Strecke! Zum Glück existiert für den grössten Teil der Strecke eine Autobahn, was die Fahrzeit erheblich verkürzt, dafür blutet das Portemonnaie zusätzlich für Benzin- und Mautkosten.

parkieren in Marrakech, zufälligerweise  neben der Flagge Marokkos!


83. Tag - 14. Juni 2024 | Attaouia

Haare schneiden und rasieren stehen an. Seit dem letzten Coiffeurbesuch habe ich mich nicht mehr rasiert, höchste Zeit so kurz vor dem grossen Fest wieder salonfähig auszusehen. Ein Coiffeurbesuch mit Haare schneiden und Barthaare wieder in eine anständige Form bringen, kosten mich nicht einmal CHF 5.00 inklusive Trinkgeld!

Freitag ist Couscous-Tag. Langsam gewöhne ich mich an den Rhythmus, dass es jeden Freitag Couscous gibt. Nach dem Mittagessen sitze ich draussen und höre gewittrige Stimmung. Plötzlich fallen ein paar wenige Tropfen Regen auf mich nieder und ich erinnere mich, wie schön Regen sein kann, wenn man ihn seit Monaten nicht mehr gesehen hat. Es ist wie mit allem, wenn es zu viel ist, dann wird es langweilig und wenn es nicht vorhanden ist, dann vermisst man es.

Tagebuch nachführen, Toubkal planen und buchen und der Rundreise nach Dakhla den letzten Feinschliff verpassen stehen weiter auf dem Plan.

Freitag = Couscous-Tag


84. Tag - 15. Juni 2024 | Attaouia

Zwei Tage vor dem Fête du Mouton gibt es nochmals einen Fastentag. Ich gehe sehr spät ins Bett und verschlafe so schon die Hälfte vom Fastentag. Gegen Abend geht’s auf den Souk um Minze und Hackfleisch einzukaufen fürs Nachtessen.

Weil am Tag vor dem Fête du Mouton alle beschäftigt sind, ziehen wir das Geburtstagsfest von unserer Tochter Alya vor und feiern so in den Geburtstag hinein. Die Party ist für 22:00 Uhr geplant, startet aber nach marokkanischer Zeitrechnung erst richtig kurz vor 23:00 Uhr. Die Stimmung ist ausgelassen, es wird gesungen und getanzt und zum Abschluss gibt es Kuchen. Irgendwann nach Mitternacht ist die Party dann zu Ende.

Alles Gute zum 4. Geburtstag Alya!

Happy Birthday Alya


85. Tag - 16. Juni 2024 | Attaouia

Heute ist der Geburtstag von Alya. Nachdem wir gestern in den Geburtstag hineingefeiert haben, ist sie heute den ganzen Tag mit ihren Cousinen und anderen marokkanischen Kolleginnen unterwegs beim Spielen.

Wir sind nun schon zwei ganze Tage in Attaouia. Es ist Zeit die dritte Rundreise Revue passieren zu lassen, welche eher gemütlicher Natur war. Mit zwei Wochen Dauer und 1400km Länge, ist sie die bisher kürzeste Rundreise. Die Highlights waren sicherlich der Fussball-Abend, die Sonnenuntergänge in Taghazout, die Dünen von Timlaline und die abenteuerliche Fahrt zum Felsbogen von Tililt.

In Attaouia und ganz Marokko ist viel los diese Tage; wohl vergleichbar mit unserer Dezemberhektik, wenn jeder noch in letzter Minute für den Festschmaus einkaufen muss. Überall auf dem Markt und rundherum sind viele Leute, Transportfahrzeuge liefern immer noch Schafe und Ziegen aus. Vielerorts sind schon Schafe und Ziegen zu hören oder zu sehen, welche morgen geopfert werden.

Schafe und Ziege für Opferfest


86. Tag - 17. Juni 2024 | Attaouia

Heute startet das islamische Opferfest und dauert in Marokko zwei Tage. Am Morgen werden die Tiere geopfert und für die Festtagsspeisen vorbereitet. Die meisten Teile werden auf eine Art und Weise zubereitet und heute und morgen im Kreise der Familie und Angehörigen verspeist. Der Rest wird über die nächsten Tage und Wochen konsumiert.

Bei wichtigen Festen darf die kunstvolle ornamentale Körperbemalung mit Henna nicht fehlen. Umgangssprachlich hat sich das bei uns als Hennatattoo eingebürgert. Henna ist ein rötlicher Farbstoff, welcher aus den getrockneten und pulverisierten Blättern des Hennabaums gewonnen und ähnlich wie ein Tattoo aufgetragen wird. Die oberste Schicht der Haut verfärbt sich rötlich und innerhalb von ein bis drei Wochen ist die Farbe wieder komplett verschwunden.

Den ganzen Tag wird im Kreise der Familie grilliert, gegessen, getrunken und über Gott und die Welt geredet. Getrunken wird nicht wie bei uns, denn in Marokko ist Alkohol für Einheimische offiziell verboten. Hier gibt es Tee, Kaffee, Wasser und Süssgetränke.

Hennatattoo Hennatattoo


87. Tag - 18. Juni 2024 | Attaouia

Der zweite Feiertag vom islamischen Opferfest besteht auch aus Verwandten- und Bekanntenbesuchen in der nächsten Umgebung und wird mit Essen, Trinken und dem neusten Klatsch und Tratsch genossen.



88. Tag - 19. Juni 2024 | Attaouia - Ceuta - Moulay Bousselham

Seit dem 1. April sind wir in Marokko. Hanane und Alya haben den marokkanischen Pass, ich nur ein Touristenvisum für drei Monate. Visumsverlängerung im Land unmöglich. Die einzige Möglichkeit legal in Marokko zu bleiben, bietet nur eine erneute Einreise ins Land. Aus diesem Grund ist unser heutiges Ziel die spanische Enklave Ceuta im Norden von Marokko. Für die 650km Hinfahrt benötigen wir sieben Stunden und für die Immigration nach Spanien nochmals 1.5 Stunden.

Was hier so einfach klingt ist für viele Marokkaner niemals erreichbar, denn ein Visum für Spanien beziehungsweise für die EU ist fast aussichtslos, ausser man hat Geld um sich zu bilden oder findet sonst einen legalen oder halblegalen Weg um nach Europa zu kommen.

In Ceuta machen wir eine kurze Stadtrundfahrt per Auto und kaufen ein paar Sachen ein. Rund eine Stunde später stehen wir wieder an der Grenze und brauchen für die erneute Immigration nach Marokko lediglich 30 Minuten.

Zurück in Marokko ist meine Freude gross und ein Stein fällt mir vom Herzen, weil ich jetzt Gewissheit habe, bis Anfang August im Land bleiben zu können. In Fnideq essen wir etwas und machen uns danach wieder auf den Weg Richtung Süden. Um kein unnötiges Risiko einzugehen, beschliessen wir in Moulay Bousselham zu übernachten. Nach 850km Fahrt und 15 Stunden unterwegs sein, geniessen wir den Sonnenuntergang in Moulay Bousselham und legen uns bald darauf ins Bett.

Moulay Bousselham


89. Tag - 20. Juni 2024 | Moulay Bousselham - Attaouia

Knappe fünf Stunden Rückfahrt bleiben ab Moulay Bousselham bis nach Attaouia. Rechtzeitig zum Frühstück treffen wir in Attaouia ein.

Donnerstags ist Wochenmarkt, das bedeutet Obst und Gemüse einkaufen. Das meiste Obst und Gemüse kommt aus der näheren Umgebung, vereinzelt aus den Regionen Agadir oder Oualidia. Auberginen kosten heute knapp CHF 0.20. Für mich surrealistisch, kosten Auberginen aktuell in der Schweiz mehr als das 30-fache. Kartoffeln kosten CHF 0.45, sprich ein Sechstel vom Schweizer Preis. Angebot und Nachfrage bestimmen auch hier den Preis und sind abhängig von Ernteerträgen. Das Olivenöl beispielsweise ist verhältnismässig teuer mit rund CHF 10.00 pro Liter, wegen der anhaltenden Wasserknappheit und dadurch kleiner ausfallenden Olivenernte.

Wochenmarkt in Attaouia Wochenmarkt in Attaouia Wochenmarkt in Attaouia


90. Tag - 21. Juni 2024 | Attaouia

Schon wieder etwas gelernt heute! Ich dachte der heutige 21. Juni 2024 sei der längste Tag im Jahr, weil Sonnenwende ist, aber in den Schaltjahren ist die Sonnenwende schon am 20. Juni. Klingt logisch, wenn man es weiss. Was sich aber in Schaltjahren nicht ändert ist, dass am Freitag immer Zeit ist für lecker Couscous!

Übermorgen startet die nächste Rundreise, höchste Zeit das Auto wieder einmal waschen und putzen zu lassen, damit wir keinen Sand aus Merzouga, Zagora und Foum Zguid mit nach Dakhla nehmen. Ich glaube im Süden von Marokko wird es auch genug Sand haben, damit das Auto danach nochmals eine gründliche Reinigung braucht…



91. Tag - 22. Juni 2024 | Attaouia - Marrakech - Attaouia

Hello Kitty ist das Motto der zweiten Geburtstagsparty unserer Tochter Alya. Diese Mal feiern wir in Marrakech mit 14 Kindern und 13 Erwachsenen. Im Complexe Al Bassatine gibt es einen Funpark für die Kinder und Livemusik für die Erwachsenen. Es wird gespielt, gegessen, getrunken und getanzt. Ein gelungenes Fest für alle!

Die Koffer sind erst halb gepackt, den Rest machen wir morgen und brechen dann auf zur vierten Rundreise. Komm mit und lass dich inspirieren…

Hello Kitty Geburiparty Hello Kitty Geburiparty Hello Kitty Geburiparty

Hier gelangst du zur vierten Rundreise, welche uns zum südlichsten Punkt unserer Reise nach Dakhla führt.